Star Wars Jedi: Survivor
Genre | Action-Adventure |
Publikationsjahr | 2023 |
Studio: | Respawn Entertainment |
Analyse von: | Mascha Paravac & Selime Sivgin |
1. Spielbeschrieb
In Star Wars Jedi: Survivor schlüpft man erneut in die Rolle von Cal Kestis, dem letzten überlebenden Jedi-Ritter. Das storygetriebene Third-Person-Action-Adventure von Respawn Entertainment setzt fünf Jahre nach den Ereignissen von Jedi: Fallen Order an. In einer zunehmend düsteren Galaxis kämpft Cal gegen das unerbittliche Imperium, das nicht ruhen wird, bis es ihn zur Strecke bringt. Während er immer tiefer in die Schatten der Macht gezogen wird, steht er vor der Frage, wie weit er gehen kann um seine Crew zu beschützen und das Vermächtnis des Jedi-Ordens zu bewahren.
Trailer:
2. Soundbeschrieb
Das Sound Design und der Soundtrack von Jedi: Survivor erschaffen eine dichte, cineastische Atmosphäre. Mächtige, mystische und actiongeladene Eindrücke entstehen durch eine gezielte Klangkomposition, die oft flüssig, tiefbassbetont und organisch wirkt. Besonders auffällig ist dies bei der Vertonung bei den Umgebungsgeräuschen, die den jeweiligen Schauplätzen Leben einhauchen. Diese akustische Gestaltung verstärkt nicht nur die Immersion, sondern definiert wesentlich die emotionale Tonalität des Spiels.
3. Umwelt
Die Klangwelt von Jedi: Survivor entfaltet sich besonders in der Umweltgestaltung durch eine Vielzahl sorgfältig platzierter Details. Die akustische Simulation wirkt durchgehend organisch. Klänge von Wind, Tierlauten, Vegetation oder mechanischen Strukturen sind so gestaltet, dass sie physikalische Realität glaubhaft imitieren und sich harmonisch ins Spielgeschehen einfügen. Dies erzeugt nicht nur eine hohe Immersion, sondern unterstützt auch die Raumwahrnehmung und Orientierung.
Coruscant | |
Koboh | |
Jedha | |
Zerstörter Mond | |
Nova Garon | |
Tanalorr |
3.1 Planeten und Atmosphäre
Jeder Planet besitzt eine eigene akustische Identität, die Atmosphäre, Gefahr und Dichte der Umgebung spürbar macht. Insekten, Fauna und Umweltsounds erzeugen eine dichte Klangkulisse. Es gibt kaum stille Momente. Die Geräusche wirken organisch und passen sich glaubwürdig der Flora und Fauna an. So entsteht ein glaubhaftes, immersives Klangbild, das den jeweiligen Ort nicht nur hörbar, sondern fühlbar macht.
3.2 Materialitäten
Da die Planeten sich von einander unterscheiden, unterscheiden sich auch die Materialität von einander. Schritte auf Metall, Stein oder Erde klingen jeweils anders und spiegeln physikalische Eigenschaften glaubwürdig wider. Auch Hallverhalten und Resonanz tragen zur Raumwahrnehmung bei wie etwa in engen Gängen, weiten Höhlen oder offenen Ebenen. Diese akustische Vielfalt hilft nicht nur bei der Orientierung, sondern erzählt auch etwas über Kultur, Technologie und Atmosphäre der Orte.
Kaltes Metal:
Unser Schiff:
Pfützen:
Sand:
Metall und Stein:
3.3 Dimensionen
Die räumliche Dimension wird in Jedi: Survivor durch Sound unmittelbar erfahrbar gemacht, auch wenn wir uns in einem fiktiven, fantastischen Universum befinden. Hall, Klangdichte und Nachhallverhalten vermitteln überzeugend, wie gross oder eng ein Raum ist. Ob eine Tür offen oder geschlossen ist, beeinflusst die Akustik spürbar. Auf diese Weise entsteht eine klare Etablierung des Settings, noch bevor visuelle Details bewusst wahrgenommen werden. Besonders bemerkenswert: Jeder Klang ist kontextbasiert, angepasst an Ort, Material, Raumgrösse und Situation und trägt dazu bei, auch fiktionale Orte physikalisch glaubhaft wirken zu lassen. So gelingt es dem Sounddesign, Realismus innerhalb der Fantasywelt zu simulieren und die Immersion deutlich zu verstärken.
Ship:
Ship 2:
4. Player
4.1 Sound Action
Cal Kestis’ Stimme bringt viel Ausdruck und Nähe. Seine Emotionen, Bewegungen und Reaktionen wirken glaubhaft und tragen zur Subjektivierung der Figur bei. Die direkte Kommunikation mit der Umwelt funktioniert klar und intuitiv. Auch die indirekte Kommunikation, etwa über BD-1s Reaktionen oder Cals Kommentare, stärkt die Beziehung zwischen Figur und Welt. In manchen Momenten wirken diese indirekten Rückmeldungen jedoch etwas überpräsent.
Jump:
Parry:
Wallrun:
Direkte Kommunkation & balancieren:
Indirekte Kommunikation & klettern:
4.2 Kampf
Im Kampf wird stark auf dramatisches Sounddesign gesetzt. Tiefe Bassfrequenzen, rhythmische Schläge und der dominante Klang der Lichtschwerter vermitteln Kraft und Intensität. Aktionen wie Treffer oder Blocks erzeugen sofortiges audio-visuelles Feedback, das spürbar belohnt wird. So entsteht ein Gefühl von Macht, das den Spieler motiviert und emotional mitzieht. Der Sound ist dabei nicht nur stilistisch passend, sondern verstärkt auch gezielt die Dramaturgie und das Flow-Erlebnis im Kampf.
Offener Kampf:
Boss Fight:
**4.3 Jedi Powers **
Schon eine einzelne Handbewegung lässt durch den Sound spürbar werden, wie schwer ein Objekt ist. Der Klang vermittelt das Gewicht der Manipulation: tiefere Frequenzen signalisieren Kraftaufwand, leichtere ein müheloses Schweben. Ob im Kampf oder bei Rätseln, begleitet ein subtiler Synth-Basssound die Jedi-Fähigkeiten, ikonisch für die Franchise. Die Verbindung von Ton, Zeitmanipulation und Raumverzerrung erzeugt eine intensive Immersion und macht die Machtkräfte nicht nur sichtbar, sondern fühlbar hörbar.
The Force:
5. NPC's
5.1 Stimmen
Die Stimmen in Survivor tragen stark zur Orientierung und Atmosphäre bei. Ob man mit Rebellen spricht oder imperiale Truppen hört, der Klang vermittelt sofort Zugehörigkeit, Stimmung und Bedrohung. Schon aus der Distanz warnen gegnerische Stimmen vor Gefahren eine Form der indirekten Kommunikation, die Raum und Situation vermittelt. Im Kampf sprechen NPCs oft gezielt mit Cal, was narrativ sinnvoll ist und taktisch wirkt, etwa als verbale Ablenkung oder Drohung. So entsteht eine glaubwürdige, dynamische Spielwelt.
5.2 BD-1
Auch im zweiten Teil der Reihe bleibt BD-1 ein zentraler akustischer Begleiter. Seine metallisch-mechanische, aber zugleich niedlich wirkende Stimme liefert nicht nur Feedback im Gameplay, sondern unterstützt auch Atmosphäre und Orientierung. Seine Geräusche sind stilistisch stimmig und tragen zur emotionalen Bindung an die Figur bei ohne dabei den technischen Charakter zu verlieren. Es ist sehr ikonisch für die Star Wars-Franchise, einen Droiden als Begleiter zu haben, was die Illusion erzeugt, er sei beinahe menschlich. Leider verliert er im zweitel Teil leicht an Charakter in seinen Animationen und Klängen und scheint weniger scherzhaft zu sein wie im ersten Teil.
Material:
Scan:
Sprechen und rennen:
Chest:
Chirp:
6. UI
6.1 Menü
Das Menü klingt minimalistisch und stilistisch klar zur Star Wars-Franchise passend. Helle Frequenzen, kristalline, fast mystische Klänge und ein mechanisches Grundgefühl dominieren den Sound. Schwebende UI-Elemente wirken durch ihren Klang leicht und schwerelos, während dezente Klangverzierungen im Ausklang subtil, aber funktional bleiben. Das Sounddesign vermittelt dabei eine Mischung aus Technologie und Spiritualität ganz im Sinne des übergreifenden Themes.
Menü-Rumble
Menü-Auswahl:
6.2 Map
Das Aufrufen der Karte ist noch minimalistischer gestaltet als das Hauptmenü. Durch dezentes visuelles und akustisches Feedback erkennen wir, dass BD-1 die Holomap öffnet. Beim Bewegen durch die Karte begleitet ein kaum hörbarer, mechanischer Mitzieh-Sound die Navigation aber fast zu zurückhaltend. Die ikonischen kristallinen Klänge über Symbolen geben zwar Orientierung, bleiben jedoch sehr reduziert. Die Feedback-Funktion ist vorhanden, doch klanglich hätte hier etwas mehr Tiefe die Immersion weiter gestärkt.
Besonders auffällig ist, dass beim Öffnen der Karte der Umgebungs-Sound nicht verschwindet. Man hört weiterhin den Raum, in dem man sich befindet, was subtil Spannung erzeugt, als könne jederzeit ein Feind auftauchen. Das Spiel fühlt sich dadurch nie vollständig pausiert an. Diese Entscheidung passt narrativ und spielmechanisch, denn man bleibt akustisch in der Welt verankert.
Holo-Map:
6.3 Meditation
Die Meditationspunkte sind mehr als blosse Menüs, sie schaffen akustisch einen eigenen Raum. Beim Eintreten fühlt es sich an, als würde man in eine andere Sphäre eintauchen. Tiefe Bassfrequenzen verleihen dem Moment Gewicht und Ruhe, während klare, kristalline Klänge an UI-Elementen Leichtigkeit und Fokus vermitteln. So wird der Skilltree nicht nur bedienbar, sondern atmosphärisch inszeniert. Die Umgebung klingt mystisch, was sowohl zur Erholung als auch zur Bedeutungsaufladung dieser Spielmechanik beiträgt.
Meditation:
7. Legacy
Die klangliche Legacy der Star Wars-Franchise spielt in Jedi: Survivor eine zentrale Rolle. Viele Klangmotive und Soundästhetiken (Raumschiffen, Machtfähigkeiten oder UI-Sounds) sind stark an die Filme angelehnt, ohne sie eins zu eins zu kopieren. Der Soundtrack interpretiert bekannte Themen neu, bleibt aber stilistisch eng am Original. Genau dieser Wiedererkennungswert schafft Identifikation, Nostalgie und zieht das Publikum in die Welt. Hier wurde die Balance zwischen Originaltreue und kreativer Weiterentwicklung klanglich sehr gelungen umgesetzt.
Daddy:
8. Persönliches Fazit
Für mich setzt Jedi: Survivor genau dort an, wo Fallen Order aufgehört hat: mit einer kraftvollen Weiterführung der ikonischen Star Wars-Klangwelt. Die bekannten Soundmotive wurden aufgegriffen und neu interpretiert, wodurch sie vertraut, aber zugleich eindrucksvoll und modern wirken. Kein Moment im Spiel bleibt stumm, die Welt klingt durchgehend lebendig, detailreich und immersiv.
Besonders beeindruckend ist, wie Sound, Narration und Gameplay nahtlos ineinandergreifen: Die Atmosphäre ist cineastisch, die Klangästhetik vereint mechanische Kälte mit mystischer Tiefe, und selbst das UI trägt zur Stimmung bei. Die akustische Gestaltung trifft den Ton der Franchise genau, erweitert ihn sinnvoll und macht Survivor zu einem der klanglich überzeugenderen Kapitel im Star Wars-Universum.
Das Einzige was mir aufgefallen ist, was mir in Fallen Order besser gefallen hat, sind die charakteristischen niedlichen Klänge von BD-1, welche im zweiten Teil etwas nachgelassen haben.
9. Vergleich Star Wars Jedi: Fallen Order und Star Wars Jedi: Survivor
Umwelt:
Sowohl Jedi: Fallen Order als auch Jedi: Survivor nutzen Sounddesign, um ihre Spielwelt erfahrbar zu machen. Fallen Order legt dabei den Fokus auf funktionale Klanggestaltung: Geräusche dienen vor allem der Orientierung, Gefahreneinschätzung und Unterscheidung von Materialien. Die akustische Darstellung von Raumgrössen wirkt solide, bleibt aber eher systemisch.
Survivor erweitert diesen Ansatz deutlich. Die Klangwelt ist dichter, lebendiger und emotional aufgeladener. Jeder Planet besitzt eine eigene akustische Identität mit organisch eingebetteten Tierlauten, Wind, Vegetation und Umgebungsgeräuschen. Auch die Materialklänge erzählen mehr über Kultur und Atmosphäre, nicht nur über Oberfläche. Räume wirken nicht nur gross oder klein, sondern auch physisch spürbar und immersiv.
Player:
Im Vergleich zeigt sich, dass Fallen Order und Survivor unterschiedliche Akzente im Player-bezogenen Sounddesign setzen. Fallen Order konzentriert sich auf rhythmisches, funktionales Feedback, Bewegungen, Kämpfe und Machtfähigkeiten sind klar hörbar und unterstützen vor allem die Spielmechanik und Orientierung.
Survivor entwickelt diesen Ansatz weiter und nutzt Klang zusätzlich zur emotionalen Verankerung der Figur. Cals Bewegungen, Stimme und Ausrüstung sind detailreicher vertont, die Welt reagiert klanglich stärker auf ihn. Im Kampf wird Sound dramaturgisch eingesetzt: mit tiefen Bässen, ikonischen Lichtschwertsounds und einem immersiven Flow, der Machtkräfte auch körperlich spürbar macht.
NPC:
In Fallen Order dienen Stimmen vor allem der charakterlichen Einordnung, sie markieren klar Freund und Feind. Survivor geht darüber hinaus und nutzt Stimmen zusätzlich als Orientierungshilfe, narrative Verstärkung und taktisches Mittel im Spielgeschehen.
BD-1 wird in Fallen Order als funktionaler, sympathischer Begleiter eingeführt. Dort wird er als sehr spielerisch und eigensinnig dargestellt und seine Vertonung begleitet das. In Survivor verliert er allerdings an Charakter, weil seine Töne nur minimal gehalten werden. Dabei wird er einbisschen mechanischer weder menschlich. Was sehr schade ist, weil die Druiden Charaktere sehr Ikonisch sind in dieser Franchise.
UI:
Fallen Order nutzt die Karte als elegant gelöste Meta-Ebene, visuell im Spiel verankert, klanglich aber leicht abstrahiert. Survivor geht einen Schritt weiter: Die Map ist vollständig integriert, die Umwelt bleibt hörbar. So bleibt der Spieler auch in Kartenansicht emotional und räumlich präsent, was die Spannung und Immersion deutlich erhöht.
Beide Spiele setzen Sound gezielt ein, um die Meditation als sicheren Rückzugsort darzustellen. In Survivor wird dieser Moment jedoch deutlich intensiver inszeniert: Die Klangkulisse in der Meditation wird zu einem klanglich erlebbaren Zustand zwischen Realität und Innenwelt.
Fazit zu Star Wars Jedi: Fallen Order und Star Wars Jedi: Survivor:
Fallen Order und Survivor teilen ein gemeinsames klangliches Fundament: Beide nutzen Sound nicht nur zur funktionalen Rückmeldung, sondern auch zur atmosphärischen Gestaltung und narrativen Einbettung. Sie schaffen Klangwelten, die sowohl Orientierung ermöglichen als auch zur Immersion beitragen.
Dabei setzt Fallen Order den Fokus stärker auf Klarheit, Rhythmus und Systematik, Bewegungen, Kampfmechaniken und UI-Elemente sind deutlich strukturiert und funktional eingebettet. Besonders charmant ist hier der Einsatz von BD-1, dessen charakteristische, verspielte Klänge eine starke emotionale Verbindung schaffen.
Survivor führt diesen Ansatz konsequent weiter, erweitert ihn jedoch in Tiefe und Ausdruck. Die Klanggestaltung wird dichter, emotionaler und cineastischer. Die Umgebung wirkt lebendiger, Raum und Material klanglich greifbarer. Kämpfe und Machtkräfte werden nicht nur erklärt, sondern spürbar inszeniert. Lediglich BD-1 verliert im zweiten Teil etwas von seinem akustischen Charakter. Seine Sounds treten in den Hintergrund, was ihn leicht distanzierter wirken lässt.
Insgesamt zeigen beide Spiele auf ihre Weise, wie vielseitig und wirkungsvoll Sounddesign in einem narrativen Action-Adventure eingesetzt werden kann. Fallen Order legt die stabile, funktionale Basis, Survivor verfeinert und vertieft das klangliche Erlebnis.