Inhaltsverzeichnis
repräsentationskritik und die eigene Praxis
Ist die Auseinandersetzung mit Repräsentation/-skritik denn mehr als nur ein Hochschul-Theorie-Problem?
Ja, denn Kritik an Repräsentationen wird auch ausserhalb des akademischen Feldes geübt – wie bspw. die Aktionen im öffentlichen Raum der ActUp-Bewegung oder die Repräsentationsarbeit von Antidiskriminierungsbüros zeigen. Die Theoretisierung, Reflektion und Beforschung von Repräsentation und -spraktiken ist ein wichtiger Teil repräsentationskritischer Arbeit, die sowohl innerhalb wie ausserhalb des akademischen Feldes stattfindet. Auch im Bereich der Kunstvermittlung. Aber gerade dabei gilt es, der Verkennung, Theoretisierung bzw. Theorieproduktion sei keine Praxis, entgegenzuarbeiten und vielmehr die Grenzen dieser Praxis zu überprüfen sowie die Möglichkeiten der Verschränkung mit anderen (wissenschaftlichen_gestalterischen_künstlerischen_pädagogischen) Praktiken zu erproben. Die begrenzenden 'Wände', die Theorie und das akademische Feld produzieren, gilt es dabei immer wieder aufs Neue zu befragen und ggf. einzureissen.
Was hat dieses Thema mit meinem (späteren) Beruf zu tun?
Wir finden uns in unserem beruflichen Alltag oft in der Rolle als Autor_in, als autorisierte Sprecher_in, als Stellvertreter_in wieder – sei es als Repräsentant_in einer Arbeitsgruppe oder eines Projektes, als Kunstvermittler_in oder Kurator_in im Museum, als Lehrer_in an einer (Hoch-)Schule oder als Produzent_in anerkannter kultureller Artefakte. Diese Verkörperungen von Autorität verschränken sich unmittelbar mit der Macht, jemanden oder etwas auf spezifische Art und Weise zu sehen zu geben, was – und das ist das wirkmächtige dieses Status – von anderen auch gesehen, gehört, als richtig und wichtig wahrgenommen und weitergetragen wird. Das eigene Tun kann aus repräsentationskritischer Sicht befragt werden. Für den Versuch eines reflexiven Umgangs mit dieser Macht des Zu-sehen-Gebens können diese Fragen nützlich sein: >>
zeigen, sprechen, vermitteln
Die Herausforderung ist, auch innerhalb der Institutionen Museum, Schule oder Hochschule Bedeutungs- und Wissensproduktion verstrickt in Macht zu denken. Als Vermittler_innen sind wir Repräsentant_innen einer Institution, Vertreter_innen von spezifischen Wissenstraditionen und Weltsichten und mit dieser Situiertheit in Repräsentationsarbeit involviert. Wichtig wird dabei zum Beispiel die Frage danach, welche Bücher, Autor_innen oder Kommentierungen wir zu einem Sachverhalt oder einem Kunstwerk in unser Zeigen, Sprechen und Vermitteln einschliessen und welche wir ignorieren und auslassen. Aber auch die angewendeten Visualisierungstechniken, die eigene Art des Sprechens oder der Einsatz des Körpers können als weitere Aspekte von Repräsentationsarbeit befragt werden. Was von einer_m selbst als selbstverständlich und offensichtlich begriffen wird, berührt die Frage nach dem eigenen situierten Wissen und verlangt nach Reflektion.
⇐