othering - die sichtbare andersheit
Die Konstruktion von Andersheit mittels Differenzierungsprozessen ist ein elementarer Teil von Identitätskonstruktionen. Zur Schaffung einer Kategorie des Eigenen wird das erkennbare Andere konstruiert. Dazu bedarf es eines spezifischen Wissens darüber, was das Andere ist, resp. wichtiger: woran es identifiziert werden kann. Stuart Hall schreibt zu Identität: „Identity is a structured representation which achieves its positive through the narrow eye of the negative. It has to go to the eye of the needle of the other before it can construct itself“ (Hall 1991:21). Als ein solcher Othering-Prozess kann eben die Gegenüberstellung der beiden Visualisierungen mit den Untertiteln Erwachsene und besondere Menschen verstanden werden, welche auf der Programmseite einer Vermittlungsabteilung zu finden sind. Auf der einen Seite ist ein mit dem Rücken zur Kamera positioniertes, sich eng umschlungen haltendes, heterosexuelles Paar zu sehen, welches in Sakko und Blazer gekleidet ist. Auf der anderen wird eine kopftuchtragende Frau gezeigt, welche mit Arbeitsschürze im Vermittlungsatelier sitzt und einen Stein bearbeitet.1) In beiden Fällen ist augenscheinlich, dass es sich um erwachsene Personen handelt, jedoch produziert diese Gegenüberstellung die Botschaft, dass Personen mit Kopftüchern besonders und eben keine 'normalen' Erwachsenen sind. Unmarkiert durch die generalisierende Bezeichnung 'Erwachsene' bleibt dabei die whiteness, western-ness und das heteronormative Auftreten der fotografisch erfassten Personen. Diese Repräsentation kann als Teil eines ethnisierenden oder ethnisch markierenden Repräsentationsregimes gezählt werden, in dem durch unterschiedliche Texte resp. autorisierte Sprecher_innen kopftuchtragende Frauen bspw. im Kontext der Debatte um Verschleierung, Religiösität und Weiblichkeit als kulturell Fremde markiert werden. Die Festschreibung von Differenz kann dabei mit Prozessen resp. Effekten der Naturalisierung und Stereotypisierung einhergehen.